Maschinelle Übersetzung und Taschenrechner – beides sind Werkzeuge, die um ein Vielfaches leistungsfähiger sind als ein Mensch. Aber ebenso wenig, wie ein Ingenieur Angst vor einem Taschenrechner haben muss, sollte ein menschlicher Übersetzer sich vor maschineller Übersetzung fürchten. Denn beides bleibt letztlich ein Hilfsmittel, sagt Prof. Josef van Genabith vom Deutschen Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz (DFKI).
Der wissenschaftliche Direktor für Sprachtechnologie und Multilingualität am DFKI leitet das Projekt „EU Council Presidency Translator“ – ein Beispiel für das mächtige Werkzeug der maschinellen Übersetzung: Allein im ersten Monat hat der Translator 14 Millionen Wörter übersetzt. Ein Mensch hätte dafür 27 Jahre gebraucht. Das Projekt ist Teil der deutschen EU-Ratspräsidentschaft. Die maschinelle Übersetzung von Texten in alle 24 Amtssprachen der Europäischen Union soll damit treffsicherer gemacht werden. Der Übersetzer ist deshalb angepasst an die Ansprüche der Ministerien. Denn gerade im juristischen Kontext müssen Texte frei von Fehlern und potenziellen Missverständnissen übersetzt werden.
Folge 9 des Cyber-Podcasts dreht sich um das Lern-Tandem Mensch-Maschine. Außerdem spricht Josef van Genabith mit uns über das EU-Motto „In Vielfalt geeint“ und wie man sprachliche Gräben überwinden kann.
- „Das europäische Modell ist anders, aber absolut konkurrenzfähig.“
- „Wir interpretieren Sprache immer vor dem Hintergrund unseres kulturellen Wissens und das muss eine Übersetzung überbrücken. Die Maschine hat dieses Wissen jedoch nicht, sie hat nur den Text.“
- „Auf den ersten Blick ist eine maschinelle Übersetzung so überzeugend, so flüssig, dass sie nach menschlicher Übersetzung aussieht.“
- „Selbst mit maschineller Unterstützung haben wir nicht genug hochqualifizierte Übersetzer, um den Übersetzungsbedarf der Welt stillen zu können.“
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